13 | Leukerbad-Fiescheralp

Für einige Tage wieder vereint

Heute ist ein Transfertag, am Mittag habe ich ein Termin mit Alessandra, sie wird mich die nächsten Tage begleiten.

Da mein Hotel den Frühstück erst ab acht Uhr anbietet, gehe ich auf einer Kleintour in der Gegend. Leukerbad ist bekannt für seine Thermalquellen, und dafür gibts hier ein Spazierweg (als hätte ich noch nich genug spaziert). Der Quellenweg führt der Dala entlang wo die meisten 51 Grad warmen Quellen entspringen, aber auch sofort gefasst und kanalisiert werden. Auf dem Weg scheue ich ein schönes Gamsbock auf, wir schauen uns verdutzt an, er gibt mir aber nicht die Zeit, um das Handy zu zücken.

Das lokale Busbetrieb fährt mich nach Leuk und die SBB und die Matterhorn Gotthardbahn nach Fiesch. Ale ist gerade angekommen, welch ein schönes Wiedersehen nach fast zwei Wochen. Wir haben uns viel zu erzählen.

Wir fahren zusammen zur Fischeralp hoch und kaum haben wir uns mit Sonnencreme eingestrichen, fängt’s an zu regnen. Unser Ziel ist die Gletscherhütte beim Märjelensee und der Weg führt 1,5 Stunden dem Hang entlang und durch einen dunklen Stollen. Wir sind um diesen kühlen Tunnel doch froh, da es nun heftig hagelt.

Der Stolleb wurde als Entlastungskanal gebaut als der grosse Aletschgletscher den Abfluss des Wassers vom Märjelagebiet zurückstaute. Um ein plötzlicher Ausfluss in der falsche Richtung zu verhindern, regelte man den Pegel durch den Stollen. Nun ist die Gefahr gebannt, da der grosse Gletscher so tief liegt, dass ein Rückstau unmöglich ist.

In einem trockenen Moment gehen wir zum Aussichtspunkt Platta. Von da aus sieht man die in den Wolken eingepackten Bergspitzen und das Konkordiaplatz. Auf jedem Fall ein guter Trailer für die morgige Gala-Vorstellung.

In der Hütte sind wir wenige Gäste und René sorgt sich um uns. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner schlechten Seite, aber jeder morgen kehrt die Sonne wieder ins Tag zurück. Wir hoffen auf wenig Wolken dazwischen.

 

12 | Lötschenpasshütte – Leukerbad

Tierischer Tag in den Walliser Alpen.

Bin früh wach und schaue kurz aus dem Fenster, es bannt sich ein Supertag an. Der Tag ist kaum angebrochen und schon sind die hohen weißen Bergspitzen im Sonnenlicht. Ein magisches Moment, das man ganz geniessen muss. Ich packe mein Rucksack mit wenigen gewohnten Handgriffen und starte, diesmal ambrii (😜). der Weg führt mich zu einer Alp 700m tiefer um dann wieder einen Sattel auf 2600m anzupeilen.

Die Bergen färben sich, der Ferdenrothorn mit seinen magmatischen Wölbungen scheint ein Plastilinstück von einem Giganten umgeformt. Der gestrige Gewitter hat die Temperatur unter dem Gefrierpunkt gesenkt, die Pfützen und Rinnsale sind gefroren.

Und dann werde ich von einen eigenartigen Geräusch aus meinen Gedanken gerissen. Auf einem  Fels kaum zehn Meter neben mir steht ein Steinbock und schaut mich verdutzt an. Ich bewege mich nicht mehr und beobachte diesen prächtigen Exemplar wie er sich für das Photo-Shooting in Szene bringt. Kurz darauf kommt sein Kumpel dazu und ich darf diese Vorstellung aus erster Reihe geniessen.

Weiter geht meine Wanderung an zahlreichen kleinen Ferienchalet eines Weilers im oberen Lötschental vorbei und steigt Richtung Restipass hoch. Nebst den üblichen Murmeltieren und Alpenbraunellen folgen mir heute viele Alpendohlen, haben sie auf meine Essensreste gesetzt? Der Sattel ist noch voll verschneit und als ich es überwunden habe, öffnet sich eine neue Sicht auf den verschneiten Riesen: Mont Blanc, Weisshorn, Zinalspitze und etwas versteckt auch der Matterhorn.

Nun gehts wieder runter und ich erspähe etwas weiter ein schöner Alpsee für mein Mittagsrast. In der Ferne bimmeln die Kuhglocken, sonst ist alles ruhig. Noch zwei mal um einen Hügel und dann die verdiente Pause, aber dann steht auf einmal eine rabenschwarze Eringerkuh (Walliser Kampfkuh) mitten im Weg. Ein Riesenapparat der mich fragend anschaut, ob sie oder ich den weiteren Bogen ziehen soll. Keine Diskussion, ich mach den Umweg!

Der Lötschentaler Panoramaweg bringt mich praktisch eben ins Leukerbadner Skigebiet. Auf einem steileren Schneefeld fragt mich ein ältere Dame ob ich sie helfen kann, sie sei eben 89 und nicht mehr die Flinkste. Sie habe in ihrem Leben fast alle im Hintergrund stehenden 4000er erklommen, jetzt aber etwas ruhiger unterwegs. Hut ab, ich hoffe in diesem Alter auch noch solche Ausflüge unternehmen zu können.

Die Talseiten hier in Leukerbad sind so steil, dass man von da oben den Talboden nicht sieht. Der Gemmipass mit seiner steilen Bahn liegt auf gleicher Höhe an der anderen Talseite. Fast sieben Stunden nach meinem Abmarsch, treffe ich gemütlich per Seilbahn in diesem bekannten Kurort ein, wo ich mich ein Zimmer suche.

In der grosse Dusche, wasche ich auch meine Klamotten, danach geniesse ich ein Bierchen auf der Sonnenterrasse und plane den nächsten Tag.

Meine Etappe:

(Aktuell es Bild folgt)

11 | Kandersteg – Lötschenpasshütte

Gastfreundschaft und im Nebel hoch hinaus

Nach den Tipps in der Gspaltenhornhütte habe ich beschlossen über den Lötschepass zu gehen und das von Bikern viel befahrenen Gemmi zu lassen. Kurzerhand reserviere ich die Hütte auf dem Pass und freue mich auf die morgige Sicht auf den Walliser Bergen bei Morgenstimmung.

Dunkelgrau sieht der Himmel heute Morgen aus, daher entscheide ich mich ein Stück mit dem Bus zu fahren. Ich bin der einzige Gast so früh und der Chauffeur staunt nicht schlecht, dass ich vom Bündnerland hierher gelaufen bin. Er macht mich auf ein Wasserfall aufmerksam, der direkt aus dem Felsen entspringt. Noch heute ist die Herkunft dieser Quelle ungewiss, die nur während den Schneeschmelze offenbar von einem unterirdischen See kommt.

In Selden lässt er mich raus, beim Restaurant, welcher letzthin von Nick Hartmann und seine Sendung zu wenig berücksichtigt wurde. Der urchiger Besitzer ist mit dem falschen Fuss aufgestanden und serviert mir widerwillig ein Kaffee. Er habe eine strenge Zeit und ein volles Haus. Dass man sich für sowas beschweren kann, ist mir rätselhaft.

Ich nehme die Steigung zum Pass in Angriff. Der Weg schlängelt sich in der dichten Vegetation rauf, oder eher ambrüif, wie die Hiesigen sagen. Manchmal öffnet sich die Sicht zum wilden Tal unter mir, wodurch die Kander von der gleichnamigen Firn fliesst. Übrigens, der Name Gasteretal kommt davon, dass im Mittelalter die Verbindung Bern-Rom hierdurch führte und die Gäste beherbergt wurden. Die Einheimischen galten als besonders gastfreundlich, die Vorfahren meines Wirtes waren damals bestimmt nicht dabei.

Schon vor dem Mittag erreiche ich die Lötschepasshütte, nach Empfehlung der Hüttenwirtin besteige ich den Hockenhorn, auf 3293m mit blauweissem Weg. Der Aufstieg geht relativ gut, obwohl ich nach Sauerstoff range. Auf einmal zieht Nebel auf, das mir die mühsam erarbeitete Aussicht verunmöglicht. Ich bleibe nicht lange oben und verpasse dazu auch die Abstiegsroute. Ich fange mich und gehe zurück bis ich den Weg wieder ausfindig machen kann. Da versteht man die Wichtigkeit der rege verstreuten Steinmännchen.

Vor dem Nachtessen regnet es noch ergiebig, aber ich bin in der trockenen und heimeligen Hütte. Später tut‘s auf und das Panorama reicht bis zu den von der Abendsonne beleuchteten 4000er der Mischabelgruppe.

Meine Etappe:

(Aktuelles Bild filg)

10 | Gspaltenhornhütte – Kandersteg

Eine Perle in den Felsen

„Morgenstund hat gold im Mund“, so starte ich heute etwas früher auch weil die Prognosen Nachmittagsgewitter angeben. Ich folge die steile Moräne und nach einer Stunde überquere das was die Gletscherzunge mal war. Es liegt nur Schutt um, an wenigen Stellen sieht man noch einigen Eisresten von das was einst ein mächtiger Gletscher war.

Nebst den familiären Murmeli fragen sich die weidenden Schafe warum jemand schon so früh stört. Ich schau mich um, um den Schutzhund auszumachen, muss mich aber mit dem Schafbock einigen, was seinen Damen-Entourage anbelangt. Ich mach sicherheitshalber einen grossen Bogen, damit keine Missverständnisse entstehen.

Das Leben ist ein ständiges rauf und runter, so auch mein Weg. Bin gerade 600m über Gletscherschutt abgestiegen und stehe nun vor einem scheinbar unendlichen Zigzag-Weg, der mich nach über 800m zum Hohtürli bzw. Blüemlisalphütte führen soll. Ich denke an Marc und gehe es Step by Step an, jedes kleines Schrittchen lässt mich 20-30cm an Höhe gewinnen. Auf der nahe Talflanke über dem Bach folgt mir mein Schatten im gleichen langsamen Rhythmus.

Knapp zwei Stunden später erreiche ich mit glühenden Oberschenkel die Schlüsselstelle knapp unter dem Übertritt. Da haben fleissige Hände Holztritte, Stangen und Seile fixiert, damit der Aufstieg erleichtert wird. Plötzlich lösen sich im Couloir Steine und donnern zu Tal, auf meinem Weg bin ich auf der sicheren Seite, gute Wahl der Wegbauern. Zwei Steinböcke haben bei einem kurzen Kampfspiel etwas Material losgehen lassen, so schnell kann es gehen.

Auf einer bereitgestellte Holzbank warte ich bis entgegenkommenden Wanderer vorbei sind und schaue die beiden bei ihrem Spiel an. Wenige hundert Meter über dem Übergang thront die grosse Blümlisalphütte. Zeit für Kaffee und Kuchen inkl. spektakulären Panorama der Gletscherlandschaft und Erholung der strapazierten Oberschenkel.

Die Hütte steht auf 2834m mein Tagesziel auf 1174m, meine Knien machen sich selbstständig und entscheiden da zu bleiben. Nach etwas Überzeugungsarbeit kommen die Beiden doch mit, und wir treten gemeinsam den Abstieg. Ich dämpfe die Schritte mit den Wanderstöcke, bin aber eigentlich zu beschäftigt, mich durch die umliegenden weissen Bergspitzen beeindrucken zu lassen, sodass ich die Belastung gar nicht merke.

Unter der nächsten Felsstufe erscheint auf einmal das türkisblaue Öschinensee. Der weg verläuft etwa 300m über dem Seespiegel an der steilen Flanke und gibt die volle Aussicht preis. An idealer Position taucht plötzlich ein Holzbänkli, passt perfekt zum Mittagessen.

Im Wartezimmer eines der im letzten Jahr besuchten Ärzten, fand ich ein Bild des Öschinensee und entschied es sehen zu wollen. Nun bin ich dankend da! Ich geniesse jede Minute zwischen diesen verschneiten Bergspitzen und der in den Felsen und den sattgrünen Flanken eingelegten See.

Den letzten Stück nach Kandersteg nehme ich die Gondelbahn zur Freude meiner jubelnden Kumpeln. Im etwas in die Zeit gekommenen Kandersteg niste ich mich in einem kleinen Zimmer eines knirschenden Holzhauses ein.

Zum Glück entscheid ich mich auf der Sefinafurgga für diese Variante, sonst hätte ich diesen spektakulären Tag verpasst

Meine Etappe:

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