Die kleinste Ortschaft der Schweiz
Ich wache um sechs Uhr auf und schaue aus dem Fenster. Die Bergspitzen leuchten rot in der Morgensonne während die Hütte sich langsam mit Leben füllt. Die Frühaufsteher sind schon lange Richtung Furka unterwegs, während ein älterer Bergsteiger über den Absturz eines FA/18 vor zwei Jahren nicht weit von der Hütte erzählt. Bald müssen er und sein Kumpel auch gehen, er verrät nicht wohin, die Hüttenwartin sagt, sie gehen „strahlen“, Kristalle suchen.
Ich mach mich begleitet von den umherirrenden Murmeltieren auf dem Weg nach unten. Plötzlich bricht vom Gletscher ein Stück ab und donnert tosend zu Tal. Kurzer Halt noch bei der Hängebrücke bevor es zur Windegghütte zum Kaffee und Kuchen hochgeht.
Am Mittag bin ich schon auf dem Talboden, beim gestrigen Hotel nehme ich die deponierten Sachen wieder entgegen. Ich schaue auf der Karte und entscheide von da weiter zu wandern. Frei nach dem Motto: Alles was ich heute mache, muss ich nicht morgen laufen. Der Weg steigt ins Rosenlauital Richtung Grosse Scheidegg hoch. Nachdem ich letzthin immer in steinige Gegenden umherirrte, scheinen mir diese frisch gemähten Wiesen, die Buchen- und Ahornwälder sowie die Bauernhäuser etwas eigenartig.
Plötzlich sticht ein Hotel im Belle Epoque Stil aus dem Nichts. Ab sofort weiss ich, dass Rosenlaui nicht nur die kleinste Ortschaft der Schweiz ist, sondern auch ein riesengrosser Gletscher, der imposant auf mich runter schaut.
Die gelaufene Distanz übersteigt schon 20km als ich müde in der Brochhütte einlaufe. Susanne ist gerade mit Tagesgäste beschäftigt, zeigt mir aber danach mein Zimmer. Meine Vermutung, hier etwas Komfort zu finden löst sich wie Schnee an der Sonne: kein Strom, kein Licht, kein Warmwasser aber viel Herzlichkeit.
Die zNacht-Runde ist klein, wir sind lediglich fünf Gäste heute Abend, umso besser, ich werde wieder mein „Einzelzimmer“ geniessen.
Meine Etappe: