07 | Brochhütte – Grindelwald

Fun Park auf 2000m

Ein Bergahornwald verstreut auf grünen Alpenwiesen, der thronende Eiger und der verschneite Mönchskamm eingerahmt von einem stahlblauen Himmel. Das präsentiert sich hinter den gezogenen Vorhängen heute morgen.

Meine heutige Etappe ist kurz, der Standardweg folgt der Strasse hoch auf der Grossen Scheidegg, um danach runter nach Grindelwald zu stürzen. Meine redeseligen Tischnachbarinnen empfehlen mir beim Morgenessen direkt von der Brochhütte hoch zum Hornsee zu steigen und den Höhenweg nach First zu nehmen, anstatt sich vom Postauto voll verstauben zu lassen.

Der Hornsee liegt herzig in den satten Hochlandwiesen mit der imposanten Kulisse vom Schreckhorn und der Eigernordwand im Hintergrund. Die omnipräsenten Murmeltiere und die Alpendolen sind zu dieser frühen Stunde noch die einzigen Wegbegleiter. Dies sollte sich aber bald ändern.

Je näher ich bei First ankomme, umso grösser werden die Wandergruppen. Zum Glück haltet die spektakuläre Aussicht den Blick immer in die Ferne. Nun ist ebenfalls die Jungfrau zu sehen, der Himmel ist immer noch wolkenlos, was die Bilder fast kitschig aussehen lassen. Wenn man sich vorstellt, dass Leute aus allen Ecke der Welt (inkl. dem fernen Igis) hierher wandern, um diesen Spektakel zu geniessen, dann bin ich für diesen Augenblick sehr dankbar.

Wenn man bei First ankommt, tretet man in einer komplett andere Welt ein. Sessel- und Seilbahnen, Sky-Trails, Familien-Murmeliweg, Alpenspielplatz mit Luftschlösser, Trottinett-Abfahrt und Sky-Flyer mit Pop-Hintergrund: einen einzigen Fun-Park auf 2100m. Wohl bemerkt, es sieht alles sehr geregelt und professionell aus, für mich aber ein wenig Zuviel des Guten.

Sämtliche Kontinente, Hautfarben und Sprachidiomen sind hier vertreten. Ich nehme mein Mittagessen zwischen Paraglider, jungen indischen Selfie-Besessenen und kreischenden Girls auf dem Sky-Flyer ein. Ein doch willkommenes Intermezzo nach den letzten eher ruhigen Tagen.

Ich gönne meinen Knien eine Talabfahrt mit der Gondel und beziehe mein Zimmer im nahegelegenen Steinbock. Offenbar hatte ich echtes Glück, noch ein Bett zu ergattern, da in diesem Weekend das weltberühmten Eiger-Ultratrail mit über 2000 Teilnehmern in Grindelwald stattfindet.

Wenn ich schon ein so schönes Zimmer habe, gilt es sich etwas heraus zu putzen. Endlich warm duschen, rasieren und dann kommen die Kleider dran. Als Belohnung gibt es ein Teller Penne alla sorrentina und ein nettes Austausch mit dem italienischen Besitzer Salvi. Er beklagt sich über die zurückgehende Bezahlfreude  der Gästen. 80% der Gästen sind Gruppen von Koreaner und Chinesen, die restlichen werden immer weniger. Ob Asiaten oder italienischsprechende Igiser, bei 24 CHF für ein Teller Pasta verstehe ich die sinkenden Umsätze.

Ich schaue mich in dieser belebten Alpendestination etwas rum. Alles dreht sich um den 101km-Trail der morgens um vier Uhr startet. Zum Teil werde ich auf der gleichen Strecke der Bergrenner unterwegs sein, aber mit grösserem Rucksack  und dickeren Schuhen.

Meine Etappe:

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