Gehörnte Überraschung
Anspruchsvolle Etappe heute im hintersten Valle Maggia. Wir verlassen die Hütte nach einer bewegten Nacht. Die jungen Hüttenbetreuer scheinen eine feuchtfröhliche Nacht hinter sich zu haben, einer döst mit einem Bier in der Hand und das Handy in der anderen auf dem steinigen Aussensitzplatz vor sich hin.
Angesichts des geplanten steilen Anstieges ziehen wir zum Aufwärmen die geteerte Strasse vorbei am Kraftwerk Robiei vor. Dani erledigt beim Gehen die Angelegenheiten ihrer verstreuten Familienmitglieder solange noch Empfang da ist. Dann geht’s hoch, hoch und nochmals hoch. Der Weg ist markiert, aber man merkt, dass er nicht viel begangen wird. Wir gewinnen schnell an Höhe, gut so, schlussendlich müssen wir die Bocchetta di Forba auf 2700m erreichen.
Wir müssen viel Bein- und Armarbeit leisten um über den unzähligen Steinstufen zu kommen, aber nach etwas mehr als zwei Stunden kommen wir beim Sattel. Weit unten ist noch unsere Basodinohütte ganz klein zu sehen, quer drüben verweilen vier grosse Steinböcke auf einem Schneefeld. Zeit für Dani’s Never-Ending-Cake und einige Früchte die ich schon länger mitschleppe.
Auf dieser Seite ist der Abstieg etwas weniger steil, so springen wir von Stein zu Stein fast wie das gerade bestaunte Steinwild. Peccia, unser Etappenziel, steht im Talkessel ca. 1500m tiefer, nun gilt’s den Knien zuliebe einen schonende Gangart einzuschalten. Bei der unbewartete Capanna Poncione di Braga essen wir zu Mittag. Nachdem die Bremsscheiben etwas abgekühlt sind, steigen wir weiter runter.
Lautes Gebimmel lässt die Wanderleiterohren aufhorchen, aufgepasst, nicht dass wir auf einmal vor einer Mutterkuh stehen. Und Tatsächlich glotzt uns plötzlich hinter einem grossen Fels am Wegrand ein breitgehörntes schottisches Rind an, wenig daneben ein kleines Kalb. Nach dem ersten Schreck machen wir einen weiten Bogen um die ganze nordländische Herde und laufen uns selber ins abseits. Erst eine Cross-Country Einlage bring uns durch hohes Gestrüpp wieder auf dem richtigen Weg. Etwas erleichtert fange ich aber eine gelbe Karte von meiner Begleiterin, harter Entscheid aber man konnte sie geben.
Der Weg geht immer noch steil runter, die Bremsen glühen und die Stossdämpfer sind bei jedem Schritt am Anschlag. Endlich erreichen wir San Carlo, wo uns ein Postauto so anlächelt, dass wir nicht widerstehen können.
In Sornico finden wir ein kleines Albergo und nicht weit entfernt ein nettes Laden und ein gutes Restaurant, wo unser Tag abklingt.
Meine Etappe: