Wieder in die Höhe
Ich verlasse das nette kleine Familienhotel Alpenblick nach einem Schwatz mit der Besitzerin. Hauptsächlich steigen Amerikaner in Mürren ab, Araber würden ihre dicken Karren vermissen. Diese sonnige Terrasse auf 1600m erreicht man nämlich nur per Seilbahn und nur die wenige Autos der Einheimischen verkehren auf die schmalen Strassen.
Das Dörfchen liegt noch im Schlaf als ich es traversiere an diesem sonntäglichen Morgen. Mitten im Dorf grast eine Gruppe Gämsen vor einem hübschen Chalet. Eine asiatische Familie ist auf Fototour, beachtet die Tiere aber nicht.
Das Wetter ist bedeckt, die Sonne erstrahlt nur hin und da. Der Weg folgt die Talflanke und passiert einige Alpsiedlungen ohne stark anzusteigen. Ich treffe auf mehreren Ami-Gruppen die auf der Via Alpina unterwegs sind, als der Weg plötzlich sehr steil wird. Ich schaue mich mit dem Feldstecher um und erspähe tatsächlich weitere Gämsen am grünen Hang.
Nach knapp vier Stunden bin ich auf dem Sattel, am Himmel kreist ein Steinadler und schaut auf mich herunter. Da ich wahrscheinlich nicht geniessbar bin, dreht er seine Runden weiter und verschwindet hinter einem Gipfel. Ich bin erneut im hochalpinen Gebiet, es gilt über Steine zu steigen und Schneefelder zu traversieren.
Gestern war ich mir nicht sicher ob ich die Gspaltenhornhütte erreichen sollte, da die Wetterprognosen für die Folgetage starke Gewittern in der Region vorhersagten. Am Sattel habe ich Empfang und checke das Wetter nochmals. Die Situation scheint besser geworden zu sein, somit nehme ich doch den linken Weg zur Hütte hoch.
Beim Mittagsrast holt mich eine junge Frau aus Canada ein. Sie ist mit knappen Pants, Spaghetti-Shirt und Turnschuhen unterwegs. Und ich machte mich Sorgen weil meine Vibram-Sohlen schon etwas abgenützt waren!! Der gut markierte Wanderweg folgt eine schmale Ebene, rechts geht steil abwärts, die schwierigen Passagen sind aber mit einem Seil gesichert.
Wenig später erblicke ich die Hütte, hoch oben wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung geklebt. Kaum den Eingang betreten, entlädt sich ein Platzregen, aber ich bin schon unter Dach und 20 Minuten später ist schon alles vorbei und die Sonne wärm mich wieder auf der Aussichtsterrasse.
Also erneut schenkt mir das Berner Oberland ein schöner unvergesslicher Tag.
Meine Etappe: